In Arzt- oder Praxisnetzen organisieren sich niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten einer Region. Während Sie als Netzwerkpartner gemeinsam eine medizinische Versorgung anstreben, die interdisziplinär, kooperativ, wohnortnah und ambulant sein soll, arbeiten alle Ärzte und Psychotherapeuten weiterhin selbstständig in ihren Praxen.
Ärzte und Psychotherapeuten, die sich zusammenschließen, erleben den kollegial Austausch als unkomplizierter. Wenn sie zusätzlich noch die Leistungsangebote ihrer Praxis vergrößern, liegen auch die positiven Effekte für Patienten auf der Hand: Qualität und Effizienz der Versorgung steigen.
Die Kassenärztliche Vereinigung kann besonders förderungswürdige Praxisnetze gemäß § 87b Absatz 2 Satz 2, Fünftes Sozialgesetzbuch (SGB V) anerkennen.
Ein Praxisnetz ist besonders förderungswürdig, wenn die Voraussetzungen der §§ 3 und 4, SGB V erfüllt sind.
Gefördert zu werden bedeutet: die kassenärztlichen Vereinigungen können den Praxisnetzen ein eigenes Honorarbudget oder Honorarvolumen als Teil der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung zuweisen.
In §3 SGB V gibt die kassenärztliche Bundesvereinigung die Anforderungen für Praxisnetze vor, so zum Beispiel
Teilnahme von mindestens 20 und höchstens 100 vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Praxen.
Aus folgenden Gründen kann hiervon abgewichen werden:
a) Versorgungsradius
b) Größe der Versorgungsregion
c) Bevölkerungsdichte
mindestens drei Fachgruppen.
insbesondere zu
– Unabhängigkeit gegenüber Dritten
– Einhaltung von vereinbarten Qualitätsmanagementverfahren und -zielprozessen
– Beteiligung an vereinbarten Maßnahmen zum Wissens- und Informationsmanagement
Mit dem Ziel der Patientenzentrierung wollen Ärzte und Psychotherapeuten dem Patienten in einer offenen und nachhaltigen Zusammenarbeit mit dem Patienten die oberste Priorität einräumen, um mit Respekt und Mitgefühl die beste Erfahrung und das beste Ergebnis für den Betroffenen und seine Familie zu erreichen.
Wichtige Stichpunkte sind hier: Patientensicherheit, Therapiekoordination / Kontinuität der Versorgung, Befähigung / Information, Barrierefreiheit im Arztnetz
Mit einer kooperativen Berufsausübung zielen Arztnetze auf gemeinsame Fallbesprechungen, netzzentrierte Qualitätszirkel, sichere elektronische Kommunikation, gemeinsame Dokumentationsstandards, Wissens- und Informationsmanagement oder Kooperationen mit anderen Leistungserbringern ab.
Damit das Versorgungsziel – eine verbesserte Effizienz- und Prozessoptimierung – auch bestmöglich erreicht werden, wird empfohlen die folgenden fünf Kriterien zu erfüllen.
Eine Einheitlichkeit des QM-Systems in allen Netzpraxen ist nicht erforderlich.
Bei den populationsbezogenen Netzen erfolgt die Steuerung indikationsübergreifend durch die teilnehmenden Ärzte der verschiedenen Fachrichtungen (Hausärzte beziehungsweise auch Fachärzte). Hinzu kommen je nach Praxisnetz Kooperationen mit weiteren Leistungserbringern wie Kliniken und nichtärztlichen Leistungserbringern.
Praxisnetze mit einem indikationsspezifischen Versorgungsansatz spezialisieren sich auf die Versorgung einer bestimmten Erkrankung, etwa des Diabetischen Fußsyndroms. Dazu arbeiten die Ärzte verschiedener Fachrichtungen eng zusammen; zu weiteren Kooperationspartnern werden Schnittstellen gebildet.
Ausfertigung 16.04. 2013
Die oben gemachten Ausführungen klingen vielversprechend und motivieren Ärzte und Psychotherapeuten, sich selbst am Aufbau eines Arztnetzes zu beteiligen bzw sich in einem bereits gegründeten Arztnetz zu engagieren, für die Patienten.
Doch was bedeutet das für den Alltag?
In der Regel muss ein Arztnetz in zuerst Vorleistung gehen. Über eine Vergütung durch die Krankenkassen wird erst viel später gesprochen, und: auch nur, wenn ein Projekt erfolgreich arbeitet. Wenn in Netzen Versorgungsmodelle erprobt werden, die später in die Regelversorgung überführt werden können, wäre es angemessen, auch entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen. Zum aus dem Innovationsfonds. Wenn die Gesundheitspolitik die Zusammenarbeit von freiberuflichen Ärzten und Psychotherapeuten will, dann wäre es konsequent auch die Vernetzung von Ärzten aus dem Fonds zu fördern.